Daniel 6 als Gedicht

Materialien zu biblischen Texten

Darius war nun der König,

ich fand das eigentlich sehr schön – ich

mochte ihn, er mochte mich,

da ich ihm nicht von der Seite wich.

Ich war ihm einer der obersten Herren,

alles Weitere werde ich euch jetzt erklären.

 

Immer versuchte ich mein Bestes zu geben,

doch die anderen Satrapen waren gegen

mich, der bemüht war, Freunde zu finden,

und die Differenzen zu überwinden.

Aber damit hatte ich leider kein Glück,

denn Neid und Argwohn bekam ich zurück.

 

Einmal erließ Darius ein Gesetz,

dass jeder ihn als Einziger schätzt,

dass nur er angebeten werden darf,

sonst bekäme dieser die gerechte Straf‘.

In die Löwengrube käme der Mann,

wo Niemand lebendig herauskommen kann.

 

Ich wunderte mich zunächst darüber,

denn Darius erzählte mir vorher nichts über

dieses neue Gesetz, oder dass es ihn stört,

wenn jemand meine täglichen Gebete hört.

Ich hatte ein mulmiges Gefühl,

denn ich merkte, all das war kein Spiel.

 

 Doch ich ging zielstrebig in mein Zimmer

und betete zu Gott, so wie ich immer

lobpreiste und dankte und nach alter Sitte

Gott herbeirief in meine Mitte.

Denn nichts ist stärker als mein Glaube,

auch nicht der Respekt vor der Löwentraube.

 

Plötzlich kam der König herein,

im Schlepptau die Satrapen und sein

trauriger Blick traf mich mitten ins Herz,

sein Gesichtsausdruck war voller Schmerz.

Hier wurde mir dann erstmals klar,

dass all dies eine Intrige war.

 

 In der Grube war es dunkel,

ich sah nur ein schwaches Funkeln,

ein Licht, woher immer es auch kam,

ich blickte mich um, ganz behutsam.

Und alles, was ich im schwachen Schein sah?

Es waren fünf Augenpaare, sie leuchteten nah.

 

Mir stockte der Atem, mir wurde ganz heiß,

die Augen bewegten sich im Kreis

um mich herum, ich war gefangen,

ich musste nun um mein Leben bangen.

Ich hörte Zähne fletschen und lautes Schmatzen,

und ihre Krallen über den Boden kratzen.

 

Ich rief zu Gott und bat um Beistand,

um Rettung oder irgendjemand‘,

der kommen und mir helfen werde,

bevor ich in der Grube sterbe.

Den Blick starr auf die Löwen gehalten,

fing ich an, meine Hände zu falten.

 

 Die Anspannung war unerträglich,

„Gott, hilf mir“, rief ich klar und deutlich.

In meinem Gebet, als ich dort an Gott dachte,

war ich sicher, dass er über mir wachte.

Im Inneren wusste ich: alles wird gut,

denn Gott schenkt mir Hoffnung und Kraft und Mut.

 

Auf einmal bewegte sich das kleine Licht,

es wurde heller und heller und ich

staunte darüber, das Glitzern und Funkeln

faszinierte mich im finsteren Dunkeln.

Die mutigen Löwen aber waren voll Schreck

Und suchten in der Grube nach einem Versteck.

 

Ich blinzelte und verfolgte das Licht –

 wie es sich bewegte zu den echt

nicht gefährlich wirkenden Raubtieren,

zusammengekauert auf allen Vieren.

Das Licht umschmeichelte sie an der Wand,

bis es ganz plötzlich und leise verschwand.

 

Ich war überwältigt und voll Dankbarkeit,

die Löwen hatten ihre Bedrohlichkeit

verloren, ich lobpreiste und dankte und mit meiner Bitte,

rief ich Gott herbei in meine Mitte.

Ich wartete ruhig bis der Morgen kam,

denn ich wusste, die Löwen waren nun zahm.

 

Ich wachte auf, als Darius mich weckte

Und er mich lebendig in der Grube entdeckte.

Er holte mich heraus und ihm wurde gewahr,

welch Wunder letzte Nacht geschah.

Der König war fröhlich,sein Lächeln war warm,

und er nahm mich fest in seinen Arm.

 

„Ich habe letzte Nacht aus Angst um dich

Zu deinem Gott gebetet und ich

bin so froh, dass du bei mir bist,

das Gesetz und all dies war eine List!“,

dies flüsterte Darius zu mir,

doch ich sagte nur: „Ich vergebe dir“.

 

Und die Moral von der Geschichte,

die ich hiermit an euch richte?

Gott alleine ist mein Licht

Und schenkt mir allzeit Zuversicht.

Wer ohne Gott durchs Leben schreitet,

hat keinen der ihn sicher leitet.

 

Alina Tschentscher