Hilfen zum biblischen Wunderverständnis

zur Bibel allgemein
Quelle: Pixabay

  (1)     Die Bibel redet auf viele Arten von Wundern; das Interesse darf sich nicht nur auf die neutestamentlichen Wundererzählungen richten. Hinter jedem Psalm etwa steht die Erfahrung des Wunders (oder die Klage über dessen Ausbleiben). Wunder – das Hauptthema der Bibel!

(2)     In unserem gewöhnlichen Verständnis sind Wunder etwas Besonderes, der Ausnahmefall, die unerklärliche Abweichung von der Regel, vom Naturgesetz. – Für die Bibel gilt das nicht! Für sie geschieht im Wunder die Erfahrung von Gottes heilvoller Macht mitten im Leben. Wunder gehören zu einer lebendigen (Gottes-)Beziehung.

(3)     Im Wunder kommt die Hintergründigkeit der Welt zur Sprache. Wunder sind biblisch eine ständige Erinnerung an das „Zuvorkommen“ Gottes. Schöpfungsglaube und Wunderglaube lassen sich nicht trennen: Gott will von Anfang an das Leben, stellt sich den Todesmächten entgegen.

(4)     Wenn die Bibel von Gott und seinem Handeln in der Welt sprechen will, muss sie sich der gewohnten Sprache bedienen (um verständlich zu sein). Zugleich muss sie diese „aufbrechen“ und „übersteigen“. Denn von Gott kann man nicht reden wie von den Dingen der Welt, weil Gott kein Teil dieser Welt ist, sondern ihr Schöpfer.

(5)     Wunder sind aufrufende Zeichen: Das Böse ist entthront! „Gott sitzt im Regimente!“ (Paul Gerhardt) Gottes Herrschaft setzt sich durch, gegen die Widerstände der „Welt“. Gott ist treu, er steht zu seinem Wort. Sieh dein Leben im neuen, göttlichen Licht!

(6)     Wunder sind nur vor dem Hintergrund der gesamten Bibel und aus der Gesamtbewegung des biblischen Gotteszeugnisses heraus zu verstehen: Gott hat bereits angefangen, an einem Ort, zu einer Zeit, mit einer Gruppe von Menschen, um alle zum Heil zu führen.

(7)     Die Bibel, Altes wie Neues Testament, stellen die Wunder der Vergangenheit so dar, dass wir in unserer Gegenwart Zugang zu ihnen finden können („Anamnese“). Der Bibelkanon ist eine exzellente Lesehilfe für Wundertexte. Und die Wundertexte deuten unser Leben als Ort des Wirkens Gottes.

Von Gott sprechen heißt, vom Wunder sprechen (vom erlebten und vom erhofften).