Mit Buber und Rosenzweig Bibel lesen lernen

Bibel übersetzt

Außerdem wollen wir Schritt für Schritt lesbare und weithin konkordante Übersetzungen einzelner biblischer Texte verfügbar machen.“ So lautet die Ankündigung auf dieser Homepage. Konkordante Übersetzungen meint, Übersetzungen, die sich primär an der Sprache orientieren, aus der heraus sie übersetzten: Wenn möglich ein fremdes Wort immer (konkordant) mit einem deutschen Wort wiedergeben. Warum das so wichtig ist für Bibellesen und Bibelverstehen erschließt sich erst allmählich im konkreten Arbeiten am Text, das entscheidende Stichwort hier lautet: Leitwort. Die Schriftsteller des alten wie neuen Testaments haben mit der Wiederkehr von bestimmten Worten gespielt und dadurch Bedeutung generiert (siehe Leitwortanalyse im NT). Entdeckt wurde dieses Leitwortprinzip vor allem von Martin Buber und Franz Rosenzweig, jüdischen Gelehrten, die vor ungefähr 100 Jahren begannen, die hebräische Bibel, unser Altes Testament, neu zu übersetzen, zu „verdeutschen“, wie sie formulierten (vgl. dazu https://www.bibelcenter.de/bibel/bibeln/buber.php) Diese Bibelübersetzung haben sie mit intensiven Reflektionen über die Eigenart biblischer Sprache und biblischer Literatur verbunden. Dabei haben sie nicht nur den Leitwortstil entsprechend herausgestellt, sondern vor allem Martin Buber hat den heute kanonisch genannten Ansatz biblischer Exegese vorweggenommen:

„Biblische Texte sind als Texte der Bibel zu behandeln, das heißt: einer Einheit, die, wenn auch geworden aus vielen und vielfältigen (…) Elementen (…) doch eine echte  organische Einheit und nur als solche wahrhaft zu begreifen ist. (…) Die Kompositionsarbeit war bereits »biblisch«, ehe die erste Vorstellung einer bibelartigen Struktur erwachte; sie ging auf eine jeweilige Zusammenschau der ver-schiedenen Teile aus, sie stiftete Bezüge zwischen Abschnitt und Abschnitt, zwischen Buch und Buch, sie ließ den tragenden Begriff durch Stelle um Stelle klären, ließ die heimliche Bedeutung eines Vorgangs, die sich in der einen Erzählung nur eben leicht auftat, in einer andern sich voll erschließen, ließ Bild durch Bild und Symbol durch Symbol erleuchten.“ (Buber, Martin, Ein Hinweis für Bibelleser)

Als ich studierte und promovierte, war all dies eher ein Geheimtipp. Zwar fanden sich die Aufsätze, Briefe u.a. begleitenden Texte zur Übersetzung in einem Buch versammelt: Buber, Martin/Rosenzweig, Franz, Die Schrift und ihre Verdeutschung, Berlin 1936 (!). Dieses Buch aber hatten und haben nicht viele Bibliotheken. Es ist nie wieder aufgelegt worden.

Heute aber kann man dieses wunderbare Buch online lesen, von jedem Schreibtisch aus (und wahrscheinlich mit jedem Smartphone auch):

https://portal.dnb.de/bookviewer/view/1032767553#page/n7/mode/2up

https://portal.dnb.de/bookviewer/view/1032767553#page/314/mode/2up

Und es kommt noch besser. Die Übersetzung von Buber/Rosenzweig selbst, die bei Portalen wie https://www.bibleserver.com, nicht zu finden ist, ist inzwischen über folgende Webadresse in der Fassung von 1929 online studierbar:

https://www.obohu.cz/bible/?styl=BRU&kap=11&k=Z